Bericht Juni 2010 bis August 2011

Allgemeines

Mitglieder im Vorstand waren Juni 2010 bis August 2011 waren Janina Benduski, Fanni Halmburger, Wenke Hardt, Björn Pätz, Max Schumacher und Eva Karen Tittmann.

Im Berichtszeitraum hat sich der LAFT Berlin wieder erheblich vergrößert: Im Jahr 2010 kamen insgesamt 50 Neumitglieder dazu, 2011 sind es bis zum August über 40. Stand im August 2011 sind 155 Mitglieder. Das Wachstum zeigt, dass es das Bedürfnis nach Vernetzung und einer gemeinsamen Interessenvertretung innerhalb der Szene gibt.

Aber nicht nur quantitativ ist der LAFT Berlin gewachsen, auch die inhaltliche Arbeit sowohl in Richtung der Mitglieder als nach außen, insbesondere gegenüber der Kulturpolitik, ist vorangegangen und der LAFT Berlin setzt hier eigene Schwerpunkte.

Genauso wichtig war und ist die Fortführung und die Vertiefung der Zusammenarbeit mit den Partnern in Berlin und bundesweit, wie dem Tanzbüro, dem ZTB, dem Netzwerk TanzRaumBerlin, dem Bundesverband Freier Theater oder dem ITI Germany, dem Theatertreffen Berlin, dem Rat für die Künste u. a. sowie der regelmäßige Informationsaustausch mit Förderern der Szene wie der Jury des Berliner Senats, dem Fonds Darstellende Künste, dem HKF, der Kulturstiftung des Bundes, dem Fonds kulturelle Bildung und den bezirklichen Förderern.

Die Schwerpunkte der Arbeit des LAFT Berlin im Berichtszeitraum waren

·      Die Stärkung der Präsenz der Freien Darstellende Kunst in Berlin (durch stetige Gespräche mit der Berliner Kulturpolitik, Auftritte in Podiumsdiskussionen, gezielte künstlerische Aktionen in der Öffentlichkeit, Kontaktpflege mit der Presse...)

·      Klare kulturpolitische Forderungen und Haltungen gegenüber der Politik (Diese zielen auf die Verbesserung der Rahmenbedingungen für freie darstellende Kunstproduktion. Die Forderung nach einer Etaterhöhung zur Einführung von Honoraruntergrenzen und Wiederherstellung der Durchlässigkeit innerhalb des Berliner Fördersystems zählt dazu genauso wie die Aufforderung an die Politik, bezirkliche Infrastruktur und Fördermöglichkeiten zu erhalten, eine Mietpolitik zu führen, die bezahlbare Proben- und Aufführungsräume gewährleistet.)

·      Förderung der Vernetzung und des Austausches der freien darstellenden Künstler/innen und der Spielstätten Berlins untereinander

·      Ausbau des Beratungs- und Service-Angebots für LAFT Berlin Mitglieder

·      Diskursbildung und Mitgestaltung von Strukturen. Diese Schwerpunkte wurden nicht nur innerhalb des LAFT Vorstands bearbeitet, sondern auch in den vom Vorstand unabhängigen Arbeitsgruppen. Diese Arbeitsstruktur ist wesentlich für den LAFT, der der Bandbreite der Aufgabenfelder nur gerecht werden kann, wenn die Arbeit auf viele „Rücken“ verteilt wird.

Im Dezember 2010 erhielt der LAFT Berlin Restmittel aus dem Senat für die Überarbeitung der Website und die Herstellung von Mitgliederkatalog und Imagebroschüre, die zu Beginn 2011 realisiert worden sind. 

Die Fortsetzung der Geschäftsstellenleitung ab Dezember 2011 ist nicht gesichert. In Planung ist ein ESF-Projekt, das verschiedene Beratungs- und Qualifizierungsmodule und Coaching gezielt für freie darstellende KünstlerInnen anbietet und das durch die EU zu 50% kofinanziert werden würde, wenn es durchkommt. Ebenso plant der Vorstand, ein Marketing-Konzept für die Freien Darstellenden Künste in Berlin beim Senat einzureichen und gemeinsam mit dem Senat EFRE Mittel dafür zu beantragen. Das Marketing-Projekt würde wiederum zu 50% kofinanziert durch die EU werden, hier würde aber der Senat auch mit einer Ko-finanzierung einsteigen. Die Gelder, die er dafür vorsieht, müssen noch vom Abgeordnetenhaus beschlossen werden.

Im Juni 2011 wurde zusätzlich ein Antrag auf Geschäftsstellenförderung für den LAFT-Berlin bei den Fraktionen und dem Senat gestellt, der mit Interesse aufgenommen, aber zunächst abgelehnt wurde.

Bis die beantragten EU-Projekte oder evtl. eine klassische Geschäftsstellenfinanzierung greifen, muss eine Übergangsregelung geschaffen werden.

Kulturpolitische Aktivitäten

Der LAFT Berlin erfragte bei den Mitgliedern mit Hilfe eines Fragebogens Zahlen für die Erstellung einer Statistik, um alle Berliner Freien Darstellenden Künstlerinnen gegenu?ber Politik und O?ffentlichkeit besser vertreten zu können.

An den LAFT Berlin wurde von Muriel Nestler, Bühnen- und Kostümbildnerin, das Projekt eines Kostümfundus herangetragen, das der LAFT Berlin unterstützt. Das Projekt befindet sich im Frühsommer 2010 in der Konzeptionsphase und der konkrete Bedarf wurde zunächst eruiert.

Der BuFT feierte im Dezember 2010 am Theaterhaus Stuttgart sein Jubiläum nicht per Festakt und Rückschau, sondern mit dem konsequenten Blick nach vorn. Vorträge und Podiumsdiskussionen von Wissenschaftlern, Theatermachern und prominenten Kulturpolitikern umrissen den gesellschaftlichen und kulturellen Kontext wie auch Horizonte und Perspektiven des freien Theaterschaffens.

Der LAFT Berlin wurde vom Berliner Senat erstmals aufgerufen, sich mit Vorschlägen kompetenter Persönlichkeiten an der Neubesetzung der Jury für privatrechtlich organisierte Theater und Theater-/Tanzgruppen in Berlin zu beteiligen.

Die halbjährliche Mitgliederversammlung des LAFT Berlin fand am 18. Januar 2011 im Theaterdiscounter statt.

Der LAFT Berlin war auch in 2011 wa?hrend des 100° Festivals mit einem eigenen Stand im HAU 1 präsent. Die Vorstandsmitglieder informierte dort über Ideen, Aktivita?ten und Angebote des LAFT Berlin und standen für Fragen zur Verfügung, es wurden zahlreiche neue Mitglieder gewonnen.

Gemeinsam mit dem Netzwerk TanzRaumBerlin formulierte der LAFT Berlin im April 2011 Wahlprüfsteine für die Fraktionen im Abgeordnetenhaus. Wesentliche Punkte waren auch hier die Honoraruntergrenze für öffentlich geförderte darstellende KünstlerInnen und die damit verbundene notwendige Etaterhöhung für Projektförderung auf 10 Mio. €.

Im Mai 2011 unterstützte der LAFT Berlin die Kampagne SOS Kulturarbeit, die von Förderband und einigen ihrer Kooperationspartner gestartet wurde. Dabei ging es um die Fortführung des öffentlich geförderten Beschäftigungssektors im Kulturbereich.

Am 13. Mai organisierte der LAFT Berlin gemeinsam mit dem Tanzbüro Berlin, dem ZTB und den Berliner Festspielen eine Podiumsdiskussion, die im Rahmen des Berliner Theatertreffens stattfand und das die Kooperationsmöglichkeiten sowie die Unterschiede von Stadttheater und Freier Szene in den Blick nahm. Die Diskussion ging sehr detailreich auf die gegenseitige Wahrnehmung und die Arbeitsbedingungen von freien Gruppen an festen Häusern ein.

Am 22. Juni 2011 gab es eine sehr informative, gut besuchte und lebendige Fragerunde im großen Saal der Kulturverwaltung zur Senatsfo?rderung. In dieser Informationsveranstaltung ging es auch um die Frage nach Honorarbemessungen. Eine Initiative fu?r Honoraruntergrenzen (von LAFT Berlin, Tanzbu?ro Berlin, TanzRaumBerlin Netzwerk und ZTB) fordert bereits von der Berliner Politik eine Erho?hung des Fo?rderetats, um eine Honoraruntergrenze (2000,00 € pro Monat Vollzeit) einfu?hren zu ko?nnen. Um die Forderung nach Erho?hung der Fo?rderto?pfe zu unterstu?tzen, baten LAFT Berlin, Tanzbu?ro Berlin, TanzRaumBerlin Netzwerk und ZTB alle Antragsstellenden, ihre Kostenpla?ne zukünftig mit Honoraruntergrenzen zu kalkulieren, und dies mit einer eindeutigen Formulierung in ihren Anträgen zu kennzeichnen.

Die Arbeitsgruppen des LAFT Berlin

Im Berichtszeitraum waren folgende Arbeitsgruppen des LAFT Berlin aktiv:

Die AG Service ist aktiv seit Oktober 2009 und bietet den Mitgliedern von LAFT Berlin und ZTB monatlich im Wechsel den Fliegenden Stammtisch und den Expertentag an. Erfolgreiche Stammtische fanden auch wieder in der Spielzeit in folgenden Spielstätten statt: Eigenreich, Uferstudios, Radialsystem, Heimathafen Neukölln, Neuköllner Oper und Theaterkapelle. Die Leiter*innen und Mitarbeiter*innen der Spielstätten nahmen sich jeweils Zeit für ausführliche Führungen durch ihre Häuser und Orte und gingen auf individuelle Fragen ein. An diese Servicetermine waren auch Beratungen durch die Vorstandsmitglieder des LAFT Berlin gekoppelt.

Ebenso gab es wieder interessante Expertentage mit Norbert Kliesch, Christine Wahl, Michael Freundt, Nina Peters und ein Special mit Vertreterinnen von Gob Squad, Lubricat und Rimini Protokoll. Ende 2010 erfragte die AG Service, die Mitglieder des LAFT Berlin um Material in Wort und Bild für die erste Präsentation in einer Broschüre. Mit der Mitgliederpräsentation als Print- und Onlineversion wird fortan gegenüber der Politik als auch gegenüber Veranstaltern geworben.


Die AG Verhältnis Künstler-Spielstätten beschäftigt sich mit der Zusammenarbeit zwischen Künstlern und Spielstätten. Sie untersucht die vorhandenen Modelle in der Berliner Szene und fragt danach, was sich für die Zukunft verbessern bzw. ändern soll. Hierzu wurde ein Fragebogen entwickelt, der an Spielstätten und Künstler gleichermaßen verteilt werden soll.

AG Kommunikation/PR wurde auf der Tagung „Freie Darstellende Kunst – Ein Zukunftsmodell“ im Mai 2010 gegründet und beschäftigt sich mit Fragen der Kommunikation, Pressearbeit und Marketing - wie können die Freien Darstellenden Künste in der Öffentlichkeit besser dargestellt werden? Welche konkreten Materialien und Inhalte braucht es am dringlichsten für neue Kommunikationsstrategien?

Die AG Künstlerische Aktionen, die ihre Arbeit auf der Tagung „Freie Darstellende Kunst – Ein Zukunftsmodell“ begonnen hat und das Ziel hat konkrete Aktionen zur Stärkung der Präsenz der Freien und zur Verbesserung der Kommunikation mit der Politik zu entwickeln.

Die AG Haushalt fordert von der Politik die Korrektur der unter jeglichem Mindestlohnsatz liegenden Lohnverhältnisse öffentlich geförderter KünstlerInnen und die Bereitstellung zusätzlicher Mittel für das neue Fördermodul der Einstiegsförderung. Um diese Forderungen zu unterlegen, wurden Berechnungen aufgestellt, die eine konkrete Honoraruntergrenze und eine damit verbundene Etaterhöhung entwerfen.

In der AG Verbesserung der Bedingungen für freischaffende Künstler in den Arbeitsagenturen setzt sich der LAFT Berlin gemeinsam mit dem bbk Berlin, dem ZTB e.V., dem Kulturforum Nordost e. V. und dem spott e. V. für eine verbesserte Berufsförderung von freien Künstler/innen durch die Agentur für Arbeit ein.

Die Arbeitsgruppe Strukturwandel in der Theaterlandschaft Deutschland  untersucht die strukturellen Voraussetzungen und Problemfelder der freien Theaterarbeit in Berlin, z.B. das komplexe Verhältnis zwischen freien darstellenden Künstler/innen oder Gruppen und Spielstätten. Gleichzeitig bemüht sich die Arbeitsgruppe um einen konstruktiven Dialog und den Ausbau von Kooperationsmodellen mit den Stadt- und Staatstheatern in Berlin. Die Arbeitsgruppe versteht sich als regionale Abteilung einer bundesweiten Initiative, gegründet auf dem Bundeskongress der Freien Darstellenden Künste im Dezember 2010 in Stuttgart, welche Bausteine eines Theaterentwicklungsplans für die zukünftige Theaterlandschaft in Deutschland entwickelt.

Die AG Bedarfsorientierte Qualifizierung der freien darstellenden Künstler/innen entwickelt Qualifizierungsmodule (die direkt aus den Bedürfnissen der Künstler/innen entwickelt wurden). Der Wandel des Arbeitsmarkts hat die Zunahme selbständiger, projektbezogener künstlerischer Tätigkeit zur Folge. Es gibt aber nach wie vor starke Defizite in der Ausbildung von Künstler/innen. Sie sind oft schlicht nicht auf eine Existenz als Selbständige vorbereitet.